
"Sie wollen – als katholischer Bischof – daß wir scheitern? Sie missbrauchen Ihr Amt, um vor uns zu warnen? Sie warnen – als katholischer Bischof – nicht vor den Grünen, sondern der AfD? Was ist Ihre Aufgabe? Da sehen Sie – als katholischer Bischof – unsere Zukunft? Wo stehen Sie? Das ist, was Sie wollen? Machen Sie die Augen auf, sehen Sie die Realität an. Bitte stellen Sie das unverzüglich klar. Gerne erwarte ich Ihre Antwort."
(und diese Überschrift ist gewiss ein ganz besonders aufregender Teaser, um die Leute massenweise dazu zu bringen, den Artikel anzuklicken…)
aber:
Ich muss doch nun mit zehn Tagen Verspätung sagen:
Einen Brief umstandslos zu beginnen mit den Worten -
Sehr geehrter…
von Ihnen hätten die deutschen Bürger eine Verteidigung christlicher Werte erwartet.
und ihn ebenso umstandslos zu beenden mit -
Wir werden Sie enttäuschen.
Mit freundlichen Grüßen,
- das ist, pardon, kein angemesser Tonfall im Umgang mit einem Bischof.
Frau von Storch schreibt auf ihrer Homepage nicht, ob sie katholisch, evangelisch oder garnix ist. Ebensowenig tauchen in der ellenlangen Liste “wofür ich stehe” auch nur einmal die Wörter “christlich” oder “Kirche” auf. Nicht einmal das “christliche Menschenbild” oder das “jüdisch-christliche Abendland”, mit dem sich die AfD sonst so gerne schmückt, findet Erwähnung.
Aber wenns darum geht, einen Bischof abzukanzeln, ist die Dame an vorderster Front dabei.
Denn das tut sie: Die kaum vierzigjährige Politikerin kanzelt den mehr als dreißig Jahre älteren Erzbischof von Freiburg ab wie einen dummen Schuljungen.
Man darf ihn kritisieren. Man darf sich über ihn lustig machen. Man darf auch seinen Namen verballhornen und Karikaturen von ihm zeichnen. Aber man kann sich, wenn man sich in einem offenen Brief an ihn wendet, verdammt noch mal darauf besinnen, dass er immer noch ein Erzbischof ist und kein dahergelaufener Oppositionspolitiker. Und ihm den entsprechenden Respekt entgegenbringen.