Der Typ zur Rechten, der von Patriarch Kyrill gerade die Kommunion empfängt, ist Alexander Saldostanow, der Chef der russischen Nachtwölfe. Leider kann ich ihn am 9. Mai nicht in Berlin begrüßen, weil er kein Visum bekommen hat. Die Visa seiner Kameraden wurden kurzfristig annulliert, weil ihre Einreise mit “Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung in Deutschland” verbunden sei. Auch Polen hat ihnen die Einreise verweigert. Die Kameraden hätten nämlich nicht gesagt, wo sie übernachten wollten. Folglich könne man nicht für ihre Sicherheit garantieren.
Tja. So geht gelebte Demokratie. Das ist kein Skandal. Ein Skandal ist es nur, wenn Schwulenaktivisten aus denselben Gründen nicht nach Russland einreisen dürfen.
Nun gut. Er scheint ja recht fromm zu sein, dieser Rockerhäuptling. Aber warum zum Teufel wedeln seine Kameraden mit dem verkrachten Beinahepriester, der einst aus Frust über seinen Seminarrausschmiss die Christ-Erlöser-Kathedrale in die Luft sprengen ließ? Seltsame Vögel, diese Langhaarigen.
Apropos verkrachter Priester. In Italien wurde gerade ein anderer Langhaariger ermordet. Er gehörte der Gemeinschaft “Ricostruttori nella preghiera” an, die vom Ex-Jesuiten Gian Vittorio Cappelletto gegründet wurde. Die Ricostruttori schneiden sich weder Haupthaar noch Bart, essen kein Fleisch und schlafen auf dem Boden. So weit, so fromm – es entspricht dem Schwaderlappschen Gesetz (“Erneuerung kann nur durch mehr und nicht durch weniger Hingabe entstehen”), darum ist es mir erstmal sympathisch. Aber warum zum Teufel müssen die Typen daneben noch Tantra machen, rituelle Tänze veranstalten, das ungeschaffene Licht nach Gregor Palamas schauen und mystische Öle verwenden? Seltsame Vögel, diese Langhaarigen…