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Warum wir nicht deswegen wählen sollen, damit Frau Nachbarin uns sieht und denkt: den nehm ick ernst.

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Wer kann dieses Bild sehen und nicht wählen gehen??

Birgit Keule schwingt die Rumänenkelle, äh also umgekehrt, weißt schon was ich mein bro scheiß Tippfehler osteuropäische Tastatur und so. Also weil Birgit Kelle in Rumänien geboren ist und dort im RealExSoz nicht wählen gehen durfte bzw. das Parteienmenü vor Zeiten nicht so reichhaltig war, darum sollen wir, sagt Frau Kelle, von unserem Wahlrecht bitteschön gefälligst aber auch Gebrauch machen und es nicht so machen wie diese verantwortungslosen postmodernen “Philosophen, Intellektuellen und Querdenker”, die “neuerdings bei einem Glas Rotwein laut in den Feuilletons darüber nachdenken, ob sie wohl aus ihren bequemen Sesseln steigen mögen, um generös ihr Stimme abzugeben, oder lieber noch einmal nachschenken”, denn der Zigeunerjunge aus Transsilvanien wäre schließlich froh, wenn er nur halb soviel Rotwein hätte, um seinen Stimmzettel reinzutunken, was er natürlich nicht hat, was eben gerade der Skandal ist. Das kulminiert dann in dem Satz: “Niemand interessiert sich für den Nichtwähler”, und: “Als Politiker würde ich mich totlachen”.

Klar doch, dass die Politiker sich nicht für Nichtwähler interessieren, ich interessier mich ja auch nicht für meine Nichtleser. Eine merkwürdige Gleichung scheints mir allerdings, selbige Nicht-sich-für-Nichtwähler-interessierenden Politiker toto tuo unter “Niemand” zu subsumieren, könnten doch außerhalb dieser Politikerkaste sich durchaus so diverse nichtniemandige Leute für die Nichtwähler interessieren, nicht zuletzt Philosophen, Intellektuellen und Querdenker, die neuerdings bei einem Glas Rotwein laut in den Feuilletons darüber nachdenken, ob sie wohl aus ihren bequemen Sesseln steigen mögen, um generös ihr Stimme abzugeben, oder lieber noch einmal nachschenken, und die man doch auch nicht so bitter enttäuschen möchte, indem man den Stand der Nichtwähler einfach ratzfatz abschaffe, dergestalt dass die Nichtwähler einfach wählen gingen, denn die armen Philosophen und Querdenker in Rumänen wären schließlich froh gewesen, wenn sie angesichts der üblichen 110% Wahlbeteiligung nur halb soviele Nichtwähler gehabt hätten, was sie natürlich nicht hatten, was ja gerade der Skandal war, bis dann Präsident Ceaușescu in die Menge schießen ließ und wohl auch dem Letzten klarwurde, dass sich DieDaOben doch irgendwie für JeneDaUnten interessierten, die mit dem System nicht einverstanden waren, und wer weiß, wie lange sich Genosse Nicolae damals wohl noch sagte “als Politiker lach ich mich tot über die”, da sich ja ebendies allzubald bewahrheiten und die Chose für ihn etwas letal ausgehen sollte, spätestens als ihn die Kugeln durchsiebten, wird ihm das Grinsen wohl eingefroren sein. Nehm ich mal an.

Nun will ich unser herzig Schwesterlein Angie natürlich keinesfalls mit dem Genie der Karpaten vergleichen und ihr auch keinen vergleichbaren Tod wünschen, bloß möcht ich klarstellen, dass es mich einfach hier und heute und gestern und überall herzlich wenig interessiert, obs die anderen, seiens DieDaOben, DieDaDrüben, DieDaUnten oder sonstige Kerle aus meiner Nachbarschaft, interessiert, was ich tue oder lasse, weil Richtschnur für mein Tun und Lassen allein ist, was ich sub specie aeternitatis verantworten zu können meine, und Wählen gehört da normalerweise nicht zu, weil ich, wie die meisten meiner Leser wissen dürften, denke, alle Macht im Himmel und auf Erden sei nicht dem Volk, sondern dem HErrn gegeben, aber das ist ein anderes Kapitel.

Egal drum, wie man sich entscheiden mag: ob man am 22. September an die Urne geht oder bis Allerseelen wartet und eher für Erdbestattung ist: in mein Hirn wills nicht hinein, dass eine katholische Publizistin ihr politisches Handeln so eindimensional-utilitaristisch danach ausrichten will, was in irdischen Kategorien sinnvoll ist und was nicht. Unsere Welt ist größer! Torheit! Weisheit! Klingelingeling! Ja, echt!

Da muss man übrigens noch nichtmal bis zum Himmel hoch – reicht schon ein paar Jahrzehnte zurück. Da war Frau Kelle noch gar nicht auf der Welt und ich erst recht nicht und da lag Deutschland noch in Schutt und Asche von Arthur Harris seinen netten Urlaubsgrüßen und da gabs auch die Grünen noch nicht, über deren “penetrantes Geduze” auf den aktuellen Wahlplakaten sich Frau K. im selben Artikel nebenbei auch noch echauffiert. Da, finde ich, hat sie ausnahmsweise recht. Dieses Geduze allerorten geht mir auch so richtig auf den Sack. Schau selbst, Alda, und gut Nacht.


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