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wie ist das Antlitz des Triumphalismus?
Worauf der erste Teil des Titels anspielt, werden einige bereits wissen, nämlich auf eine aktuelle, gewohnt krude Formulierung unseres Papa Buonasera (danke an Le Penseur für die Kreiierung/Übermittlung (?) dieses Namens und an Alipius für die sprachanalytische Zergliederung der päpstlichen crudités). Die pontifikale Äußerung lässt sich hier mangels innerer Kohärenz leider nicht zusammenfassen – darum die Links.
Der zweite Teil des Titels bezieht sich auf ein politisches Konzept, das mir weit tragfähiger erscheint als das allgegenwärtige Schwadronieren von der “Demokratie”, um zu beschreiben, ob ein Staat oder eine sonstige Entität weise geleitet wird. Zur guten Regierungsführung gehören z. B. Gerechtigkeit, Effizienz, Verantwortlichkeit, Unbestechlichkeit, von daher kann man diesen Begriff problemlos auch auf nichtdemokratische Regierungsformen anwenden wie feudale Monarchien, die Kirche oder – einen Orden.
Politik hat ja für gewöhnlich – so man nicht in einem ideologisch-totalitären Staat lebt – ein ausgleichendes Moment. Aufgabe des Staatsmanns ist es, zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Strömungen zu vermitteln, sodass möglichst viele Menschen möglichst glücklich und entsprechend ihren Wertvorstellungen leben können und sie nicht durch extreme, einseitige Gesetze daran gehindert werden. Politik ist in gutregierten Staaten kein Mittel, die Menschen umzuerziehen, sondern ihnen ein Höchstmaß an Freiheit und Lebensqualität zu ermöglichen.
Ein Beispiel.
Würde in Deutschland der Bundestag beschließen, Homosexualität zu kriminalisieren und homosexuelle Handlungen mit 20 Jahren Gefängnis zu bestrafen, würde dieser Beschluss alle Merkmale ideologischer – und damit schlechter – Regierungsführung erfüllen. Es gibt in Deutschland keine relevanten gesellschaftlichen Gruppen, die 20 Jahre Gefängnis für Homosexuelle fordern. Der entsprechende Bundestagsbeschluss würde also nicht der ureigensten Aufgabe von Politik entsprechen, zwischen gesellschaftlichen Lagern ausgleichend tätig zu werden, sondern er würde selbst Fakten und Positionen schaffen.
Würde hingegen im Iran beschlossen werden, homosexuelle Handlungen mit 20 Jahren Gefängnis zu bestrafen, könnte das durchaus ein Zeichen guter Regierungsführung sein. Denn im Moment steht dort auf Homosexualität die Todesstrafe, und sie wird auch regelmäßig vollstreckt. Diese Gesetzgebung hat unter konservativen Muslimen sicherlich genügend Unterstützer, während Homosexuelle und Regimekritiker sie ablehnen. Hier wäre es möglich, dass die Politik durch ein leicht entschärftes Gesetz zwischen den verschiedenen Gesellschaftsgruppen vermittelt.
Ein weiteres Beispiel. Wenn die IG Metall mal wieder streikt und sich ums Verrecken mit den Arbeitgebern nicht einigen kann, wird manchmal ein Schlichter eingesetzt. Meistens heißt er Heiner Geißler. Selten aber Jürgen Peters oder Dieter Hundt.
Ein Musterbeispiel an Bad Governance hat sich nun Pater Fidenzio Volpi geleistet, der vom Papst eingesetzte Kommissar zur Supervision der Franziskaner der Immaculata. Wen ernennt der Kapuziner, der (offiziell zumindest) zwischen den unterschiedlichen Strömungen innerhalb des Ordens vermitteln soll, zum neuen Generalsekretär? Genau jenen Pater Alfonso Bruno, der als Wortführer der weltorientierten Fraktion des Ordens den ganzen Kladderadatsch angezettelt hat. Die Ziege wird Hüter des Kohlkopfs. Oder eher: Die Ziege soll zwischen Ziege und Kohlkopf vermitteln.
Wenn ich ein Wort für diesen Vorgang finden müsste, würde mir eines einfallen: Triumphalismus.
Sorry, Francesco.