Maltas Außenminister Tonio Borg ist homophob, berichtet die Tagesschau. Man fragt sich, woher sie das weiß. Dass er dafür plädiert, Schwule “nicht zu tolerieren”, beweist bestenfalls, dass er schwulenfeindlich ist.
Jemand, der homophob ist, hat Angst. Phobos heißt nunmal Angst. Wovor hat jemand Angst, der homophob ist? Nicht vor den Schwulen selbst, hört man, sondern vor den eigenen verdrängten homosexuellen Persönlichkeitsanteilen.
Ich bin also z.B. nicht homophob. Nun bin ich kein Freund von Intimitäten in der Öffentlichkeit, aber hier komm ich mal nicht drum herum: ich bekenne also, dass ich mich nicht erinnern kann, jemals einem Mann erotische Gefühle entgegengebracht zu haben. Ich mag die Frauen gerne und ausschließlich und manche von ihnen auch sehr leidenschaftlich.
Ich hätte kein Problem, wenn es anders wäre. Ich hoffe es jedenfalls. Für seine Neigungen kann niemand etwas – wohl aber dafür, wie er mit ihnen umgeht. Aber das betrifft Heteros und Schwule gleichermaßen. Ich kann auch nicht mit dem nächstbesten Mädel in die Kiste springen. Ich bin ja schließlich katholisch.
Ich will nicht bestreiten, dass es das Phänomen Homophobie geben kann. Manche katholische Mitbrüder sind ja so besessen von dem Thema, dass das eine plausible Erklärung wäre. Wissen kann ich es über jemand konkreten aber nicht. Es sei denn, ich kenne ihn gut.
Die Tagesschau aber weiß es. Und nicht nur sie. Das Fatale ist, dass alle Welt heute “homophob” sagt, wo alle Welt überhaupt nichts sicheres über die Hintergründe der jeweiligen homosexualitätskritischen Äußerungen wissen kann. Auch ich würde problemlos homophob genannt werden, obgleich ich lediglich die Lehre der Kirche vertrete, weder selbst heimlich schwul bin noch Probleme mit Schwulen habe, sogar gute schwule Freunde habe, und überhaupt kaum je das Thema auf meinem Blog anspreche.
Aber sobald ich sage, Homosexuelle sollen ihren Trieben nicht freien Lauf lassen, bin ich homophob. Das ist perfide, und es zeigt, wie sehr sich die Sprache als Repressionsmittel eignet – wenn man sie denn kontrolliert.
Alle Bewegungen im Gefolge der 68er, die feministische Bewegung, die Queer-Bewegung, die Umweltbewegung usw., haben neue Begriffe geprägt. Ihr Marsch durch die Institutionen war mindestens ebenso ein Marsch durch die Wörterbücher.
Uns Katholiken bleibt nichts übrig, als mit gleichen Waffen zurückzuschlagen. Hier gilt die Regel von der anderen Wange ausnahmsweise nicht: denn hier geschieht nicht uns, sondern Gott Unrecht. Wir dürfen die Macht der Sprache nicht unterschätzen. Die Sprache entscheidet über die Kategorien, und die Kategorien entscheiden über die Welt.
So führe ich heute, am 18. November 2012 (bitte merkt auf, künftige Geschichtsschreiber), feierlich und im Beisein aller Engel und Erzengel folgenden neuen Begriff in die deutsche Sprache ein:
Theophobie.
Griech. θεοφοβία, lat. theophobia, it. teofobia, frz. théophobie, engl. theophobia.
Unter Theophobie versteht man eine gegen Gott, die Religion oder gottesfürchtige Menschen gerichtete Abneigung bzw. Feindseligkeit. Der Begriff weist auf Angst als Ursache des ablehnenden Verhaltens hin, und zwar nicht Angst vor Gott oder Religionsvertretern, sondern auf eine tiefsitzende, oft unbewusste Angst vor den eigenen unterdrückten religiösen Persönlichkeitsanteilen.
Theophobie bezeichnet einerseits eine irrationale Angst vor der eigenen, nicht ins Selbstbild passenden und deshalb abgewehrten und ins Unbewusste verdrängten Religiosität bzw. religiösen Sehnsucht und andererseits die daraus resultierenden Gefühle wie Ekel, Verachtung und Hass und drittens die durch theophobe Personen in die Gesellschaft getragenen Vorurteile, Verfolgungstendenzen und Gewaltpotenziale. Theophobe Menschen beschäftigen sich häufig exzessiv mit Religiosität und wollen sie bekämpfen, engagieren sich aber gleichzeitig für Säkularreligionen wie Demokratie, Antifaschismus, Popkultur oder Umweltschutz, deren religiöses Potenzial sie verdrängen oder ignorieren.
Die verschiedenen Formen theophober Gewalt (seitens Gesellschaft, Gruppierungen oder Individuen, usw.) müssen als gestörte Verhaltensweisen bezeichnet werden, die ihrerseits religiöse Menschen in ihrer Entfaltung teilweise massiv beeinträchtigen und unter denen sich sekundär psychische Störungen entwickeln können.
(mit Dank an die Vorlage hier).
Bitte um fleißige Verwendung des schönen neuen Worts.
Achja, den theophoben Tagesschau-Artikel hab ich ja noch gar nicht verlinkt.