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Ein Teil von jener Kraft

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…die stets das Gute will und stets das Böse schafft: das ist sie ja für gewöhnlich, unsere geliebete All-Über-Mutter EU, die, uns zum Besten und allem Volk zur Freude, den Krümmungswinkel europäischer Gurken, Bananen und Nasen festlegt und die Salzkörner auf der Breze zählt wie allabendlich Gott der Herr die Sternlein am Himmel.

Nun aber dreht die EU das Zitat wieder vom Kopf auf die Füße und mausert sich damit – Respekt! – zum waschechten Mephisto. Das Beiboot Petri zeigt eine Münze, die der Slowakei von der EU nicht als Eurorückseitenentwurf genehmigt worden ist. Darauf sieht man nämlich, parbleu, zwei Heiligenscheine und ein Kreuz. Die Heiligenscheine gehören den Slawenaposteln Kyrill und Methodios, die vor just eintausendeinhundertundfünfzig Jahren ihre segensreiche Aktivität in der Slowakei begonnen haben (weswegen die Slowakei jetzt eben diese Gedenkmünze entwirft) und das geht natürlich aus Neutralitätsgründen überhaupt nicht, dann dadurch würde man all die restlichen EU-Bürger diskriminieren, die keinen Heiligenschein besitzen, sich vielleicht keinen leisten können oder aus weltanschaulichen Gründen gar keinen haben wollen.

Also legt die Slowakei eine neue Münze vor. Aber, pardieu, was ist passiert? Lugten auf dem ersten Entwurf die heiligenscheinbeschienenen Apostel noch reliefhaft-impressionistisch schamhaft versteckt aus ihrem Goldgrund hervor, heimlich miteinander tuschelnd und verstohlen unter dem kleinen Kreuzlein im heiligen Buche lesend, sich insgesamt in ihrer neuen monetarischen Haut offenbar gar nicht sonderlich wohl fühlend, so recken sie sich auf dem neuen Entwurf selbstbewusst und glaubensgewiss dem solventen Münzbesitzer entgegen, ein riesiges Patriarchenkreuz hochhaltend, die heilige Schrift stolz präsentierend, und wenn auch von keinem Heiligenschein, so doch von ihren heiligen Namen in unübersehbaren Majuskeln würdig umkränzt.

Also, werte EU: Ja: Du hast den ersten Entwurf zurecht verboten. Solche verhuschten Heiligen haben in Europa nichts verloren. Wir sind stolz auf unseren Glauben. “Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben” (Röm 1,16).

Dagegen mutet die vatikanische Sondermünze, die das Beiboot anschließend präsentiert, glaubensschwach und modernistisch an. Wer bitte hat in der EU die Richtlinie erlassen, dass ein Kreuz einen Winkel von 110° habe und lässig wie ein Regenschirm unter den Arm zu klemmen sei? Schon klar, 90° ist verdächtig (rechter Winkel, verstehste?) – und andererseits würde ein normales Andreaskreuz all jene 99% EU-Bürger diskriminieren, die nicht Andreas heißen. Da ist das nunmehrige Phantasiekreuz sicher ein guter Kompromiss.

Wie sagt Mephisto? Christus ist tot und lässt schön grüßen. Ja, liebe Frau Nachbarin: Er amüsiert sich köstlich.


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